Auß kindern werden alte leut.

[243] Salomon sagt: Thorheyt ist angebunden an das hertz eines kinds etc. vnd die růt sol sie weg treiben / das ist / Ein kind von jm selbs ist vnartig vnd vntüchtig zum gůten / mann sol aber nit darumb an jhm verzagen / sonder fleissig anhalten mit leren / vermanen /vnd sittlicher straff / so wirt die thorheyt weichen /vnd auß einem närrischen kind ein weiser man werden. In disem wort ist eygentlich abgemalet / wie Gott regiert auff erden / vnnd das rädlin also treibt / daß sich niemandt darein schicken kan / vnnd diß kunststuck laßt er auch seine liebe freund vnd kinder nit wissen. Die Ertzuätter vnd Propheten seind auch hierinn angelauffen. Abraham meynte / auß Ismael solt etwas werden / da můst es Isaac sein. Denn Ismael wirt in allen stucken den Isaac mit witz vnd geberden weit übertroffen haben. Isaac verachtet Jacob / vnnd helt auff Esau / vnd weyß nit / daß auß kindern / als Jacob war / der aschenprodel / der můtter son / auch weise leut werden. Der Prophet Samuel sol einen König salben auß Isai sönen / der verachtet Dauid /als ein kindt / vnnd das Kind můß doch der weise könig werden. Die Heyden haben das auch gemerckt und geschrieben / Manlius Torquatus hat einen son gehabt / der war in der jugent so eins groben gehirns vnnd verstandts / daß jhn der vatter zum baurn macht auff dem dorffe / Aber da er zur witz greiffet / ward ein solcher man darauß / daß er ehr vnnd glück gewan. Der groß Fabius / deßgleichen zu seiner zeit im alter nit gelebt hat / ist in der jugent ein solcher böser bůbe gewesen / daß mann jhn in der Statt schwerlich erleiden mögen. Der Scipio / der die grosse mächtige Statt Carthago zerstöret hat / ist ein böser lecker in der jugent gewesen / vnnd im alter ein weiser / streitbarer man worden. Also lernen wir nun /wie man beschißne kinder nicht sol hinwerffen / odder sie verachten / Denn auß kind'n werdē auch leut.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 243.
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