Ehr / glaub vnd aug / leiden keinen schertz.

[8] Der glaub weichet nit der liebe / der glaub trifft Gott /die liebe den nächsten / Gott aber weicht nit dem nächsten / noch die erst tafel der andern / derhalb soll keiner dem andern nicht zulieb glauben / noch in dem das Gottes ist vnd betrifft / iemand weichen oder kennen / Es sei vatter / mütter / weib / kinde / etc. die all müß man hassen vnd lassen / auch so thewr sich selbs verleugnē / vnd allem dem daß wir seind / haben /vnnd besitzen / absagen / wöllen wir Christo folgen. Wo es die warheyt / den glauben vnnd Gottes ehr betrifft / dem seind wir vmb einn grad höher verwandt dann allen Creaturen / auch vns selbs / Darūb spricht Paulus / 1. Corinth. 11. Die liebe frewet sich der warheyt. Darumb glaubt die liebe niemand kein lüge zu dienst / Die lügen glaubē / die glauben nit recht / jhr won mag im creutz vnd prob nit bestehn. Es heyßt Christo gefolget / vnd sein eygen leib vnnd leben drob verlassen / Můß doch der mēsch hie sich selbs nit kennen / vnd seinem eygen fleysch / leib vnd leben zu erretten / nicht zu lieb thün oder glauben / sonder sein leben verlieren / wil ers finden / vnn sein selbs gröster feind / wil er in Got sein eygner freund sein / vnd sich selbs nit verderben / Wie solt er dann seinen vättern /herrn / vatter / mütter / weib oder kind etwas zu lieb vnn dienst glauben / oder thůn / das wider Gott vnd die erst tafel: Ligt dir dein vatter im wege / spricht Hieronymus / so gehe über jn hin / vnnd trit auff jhn /Die grewlicheyt ist hie die höchst gotseligkeyt. Also Gott in Mose / Deu. 33. Der zu seinem vatter spricht: Ich kenn dich nit / vnd zu seinem brüder: Ich weyß nit wer du bist / Die seind die mein gebott haltē. Der glaub leidet keinn schertz / da můß es den ebnen weg hinauß gehn. Was die liebe vnd ander tafel begreifft /da sollen vnd mögen wir wol einander weichen / vnd dienen / das wil Gott / vnd ist sein gesatz. Der glaub ist aber der Cōpast im schiff / dem můß man nachfaren / Gott geh / wo die gern werē / die im schiff. So gilt es nur sich nach dem glaubē / der auff Gottes wort sihet / richten / Gott vnd der glaub werden sich nit nach vns richten / also thůt jm Christus / der ist in dem das seins vatters ist / Luce 2. Math. 12. Gott geb wo sein vatter vnd můtter sei / das er jn auch zu antwort gibt. Hie ist aller gehorsam auß / wir sind nach dein geyst / gewissen vnnd hertzen / niemandt verpflicht / oder gelobt. Hie darff man nit sagen: Ich wil meinem vatter / oder oberkeyt etc. folgen / Die gehorsam wider Gott vnd den glauben wirt niemandt entschuldigen / sonder vil mer beschuldigen / daß wir knecht der menschen worden. Der glaub leidt keinn schertz / also das gerücht / also das aug Man soll keinen in einem schertz vnehrlich schelten / dann den schertz möcht etwa eim der Rhein nimmer abwäschen. Die gantz welt aber glaubt wie jhr herren vnd vätter / allein darumb / daß vil also glauben.[9] Also glaubt der Türck dem hauffen seiner pfaffen vnnd herrn zulieb / was die grab gibt / das Meer / vnd müntz / geng vnnd geb ist. Darumb besteht er eben bei disem wohnglauben in nöten vnnd feur der trübsal / wie hew / stro / vnd stupffel. Der einig recht glaub vnnd baw auff einn felsen gründet / besteht in allen nöten / platzregen / vnnd sturmwinden / Matth. 7. Es kan einer wol dem andern zu lieb aderlassen / einntrunck thůn / aber nit gotloß sein / vnn glauben was nit recht / noch Gottes wort ist.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 8-10.
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