Ein ding ist nicht böß / wann mans gůt versteht.

Notares mala, optima.

[134] Ein böß weib ist nit böß / wann mans kennet. Das creutz ist nit böß / wers fassen[134] oder tragen kan. Das leiden ist heylig / wers kan. Das creutz / ein böß weib / sünd / vnnd was man böß nennen kan / ist nit böß /wann mans kennet vnd brauchen kan / Dem reynen ist all ding reyn. Also auch ein böß weib dienet dem Socrati darzů / daß er daheym gedult leret / wie er daussen die leut tragen solt. Die sünd ist böß / die ist aber dem der Gott liebet / so reyn vnd gůt / daß sie jm zum besten kompt vnd dienet / daß er sie meidet /vnnd nach dem fall / als er den grewel vnd vnflat der sünd erfaren / sich fleissiger hüte / dester hitziger liebt / dester dienstlicher züspringt / vnd dester leichter andern glaubt vnd verzeihet. Den nutz zeygen die Leerer über den vierdten vers des ersten Psalms: Et omnia quæ faciet, prospera buntur, Alles was der fromm thůt / gehet mit glück ab vnnd an / vnnd darff sagen / daß auch die sünd den reynen reyn / vnd zu gůtem kommen / Nā post lapsum cauent cautius, amant feruentius, succurrunt officiosius, credunt facilius.

Das creutz ist böß / so es aber erkant / recht gefaßt vnn geküßt wirt / ists eitel heylthumb / das den menschen Gott behäglich / zum ewigen leben einfürt / vnn das schiff Charontis ist / darauff wir übern See des wůtendē Meers inns Paradeiß schiffen / so wir anders drein vnnd drauff sitzen / dann so manns nit kennet /wazů es nütz / veracht / vnnd nit küßt / fürt es vns nit über inns gelobt land. Also ist einem frommen mann ein böß hefftig weib ein gůt weib / dann er kennets /kan sie brauchen / vnnd jm selbs nütz machen. Der todt ist ein köstlich ding den außerwelten heyligen /vnd ein port vnnd Charon zum leben / Den gottlosen aber so jn nit kennen / vnd als einn butzenmann fliehen / ein eingang ewiger verdammniß. Der teufel ist der frommen eygen / also daß er jhn dienen vnd nachgehn můß / vnd sie herr heyssen / also alle ding. Was dir böß / ist auß deiner schuld dir böß. Dargegen halt es sich mit den gottlosen / den ist nichts reyn / dann beide vnreyn ist jr sinn vnd gewissen / vnnd seind zu allem gůten vntüchtig. Auch das höchst gůt / Gott selbs / vnd alles was man gůt nennen mag / ist den argen arg / den verkertē verkert / Gericht / gerechtigkeyt / liecht / leben / vnnd Gott selbs. Das gůt ist nit gůt / so es nit gůt wirt verstanden noch gefaßt. Man weyß nit warzů der besem gůt ist / biß er verkert wirt.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 134-135.
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