Es ist kein Prophet angenäm in seinem vatterland.

[118] Die welt sihet allein auff hohe wunderliche seltzame ding / vnd verachtet schlechte einfeltige ding / verachtet auch das / damit sie täglich vmbgeht / vnd des sie gewonet ist. Daher kompts auch / daß man frembden leuten mehr fürderung thůt / vnnd mehr liebet / dann die bei jnen erzogen seind / sie seiē gleich wie fromm sie wöllē / so halt mans doch nit dar für / weil man weyß / woher sie geboren seind. Also gieng es Christo / Sie wolten jm nit glauben geben / ob sie wol stützig wurden über seiner weißheyt / weil sie seinn vatter /můtter / vnn brüder kenneten / vnd bei jnen woneten.


Freydanck sagt /


Wer lob in seinem lande treyt /

Das ist ein grosse wirdigkeyt.


Solten die Aposteln etwas schaffen / so müsten sie vnder die Heyden das Euangeliō predigen. Bei den Juden zu Hierusalem ward es nit gehört / dann ein Prophet ist mergent vnangenämer dann in seinem vatterland. Christus ist den Juden gesendet / aber sie wolten sein nit / ist jn vnangenäm.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 118.
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