Für den todt / ist kein kraut gewachsen.

[113] Kreuter dienen für allerley kranckheit / wie die Naturkündiger vnd ärtzt sagen. Aber für den todt findet mann kein kraut.

Der todt ist Gottes ordnung / also / daß einem ieden sein stündlin gesetzt ist / welches mann weder verkürtzen noch verlengen kan. Es dunckt die natur vnd vernunfft wol / hett er diß oder jhens nit gethon /gessen oder truncken / er hett noch vil jar lebenmögen. Aber es ist nichts / der todt wil ein vrsach haben / vnnd Gott hat eim ieden seinen todt also beschert /wie es ergeht. Sol einer vffs radt kommen / so můß das sein mittel sein / daß jn der Teuffel reytze zu mord / raub / vnd diebstal / vnnd anderen bösen thaten. Der Teuffel ist ein mörder / darumb hat er die mittel in gůter acht / da durch er die leut möge mörden / es sei wasser / fewr / galgen / oder radt.

Wann ein kraut für den todt gewachsen were / so würde es thewer sein / vnnd die reichen[113] würdens alleyn bekommen vnd kauffen. Aber Gott ist ein rechter richter / thůt einem wie dem andern / dem reichen wie dem armē / vnnd laßt alle menschen auff erdensterben / laßt auch kein kraut wachsen / damit mann dem tod wehren möcht.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 113-114.
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