Grosser herrn ist gůt müssig gehen.

Maiorem uitato uirum.

[93] Weit von dann ist gůt für die schüß.

Wer zuhoff tauglich ist / den treibt man zutodt /Taug er nicht / so ist er ein narr. Man rüfft dem Esel nit ghen hoff / er soll dann seck tragen.

Wer den herren zunahe ist / derwil ersticken / vnnd wer jn zuferr ist / der wil erfrieren. Herrn hold erbt nit.

Herrn gunst / frawen lieb / vnd Rosenbletter / verkeren sich wie Aprillen wetter.

Grosser herrn freundschafft hat vil vmbs leben bracht / dann sie seind nit allzeit gleich gesinnet / so haben sie der ohrnmelcker so vil / die leicht einn in einn argkwon bringen / daß der Fürst ein feindschafft auff einen wirfft. Weil nun jr feindschafft tödtlich ist /vnd jr freundschafft sich leicht wendet / daß sie zum hencker sprechen: Schlag ab / henck / trenck / etc. so zeygen die Sprichwörter an / vonn Alten durch erfarung gelert / daß jhr gůt müssig gehen sei / die mit einem wort eim das leben nemen mögen. Es hat keiner lenger frid / dann seine nachbaurn wöllen / vnd ist keiner keinn augenblick sicher / wenn jn sein freunde auch vmb vnschuldt übergeben. Weil aber der grossen herren feindtschafft der bitter todt ist / folgt daß mann jhn die kirßen lassen sol. Das haben auch die alten gesehen / vnd gesagt. Damit stimmet Salomon Prouerb xxij. So du bei grossen herren sitzest / so stich einmesser inn kelen / das ist / schweig / vnd laß dich jrer speiß nicht gelusten. Alexander Magnus erwürget seinen besten freundt Clitum vmb ein gůt wort / das jn geichwol nachmals so übel gerewet / daß er sich selbs erstechen wolt / vnnd sein eygen haar außrisse /aber Clitus ward drumb nit lebendig. Es ist gůt der Götter müssig gehn / sie haben den donderschlag vnd plitz in der handt. Laß grosse herrn herrn sein / du můst in heuchlen / oder jr feind sein.

Zu Hof geht der Rheimim schwanck:


Wolthůn hat mich betrogen /

Ich hatt recht / vnd ward verlogen.

Die zůtitler seind den Herren lieb /

Vnd steln doch mehr dann ander dieb.


Zu dem seind zu Hof die gaben der Herren / nicht der wol verdienten / wie Keyser Fridericus[93] 3. gesagt /vnd einen alten verdienten knecht / mit zweyen büchsen / da in der einen gold / in der andern plei / in gleichem gewicht lag / probiert / also daß er der verdient knecht / mit einem vnuerdienten heben solte / vnnd ja den vorzug haben / welches er wolte / da erwüschet er die mit plei. Da sagt der Keyser: Sihest du daß zuhoff die gaben nicht sein der verdienten / sonder deren dens das glück gönnet. Summa / es ist da nichts durch liebe / trew / warheyt / vnd geschicklicheyt zuerholen / sonder durch glück / liebkosen / federklauben / vnd verwegenheyt / Vnnd gehn dise Sprichwort / so vnsere rorfarn erfaren / vnd alle welt diß in vnsern mund gelegt hat: Thů recht / vnd förcht dir übel darbei zuhoff. Lang zuhoff / lang zu hell. Zuhoff ist vil hendreychens / aber wenig hertzens. Zuhoff gilt gleich der hinder die thür thůt / vnnd der es außkeret.

So bald Petrus ghen hoffkame / verleugknet er Christum. Zuhoff seind nit schaff. Vnd der gleichen anderß wo anzogen. Was ists dann wunder / dz die Philosophi die höf geflohen:

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 93-94.
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