Spate märckt werden gern gůt.

[263] Man soll an keinem ding verzagen / dann es laßt sich offt etwas an / als wolt nichts darauß werden / vnd wirt hernach besser dann iemand gemeynt hette. Dise erfarung leeret / wie der mensch wol etwas fürnimpt zuthůn / aber das gedeien steht allein bei Gott. Es zeucht einer auff einn marckt / der meynung / er wöll vil gelts lösen / vnd soll wol nichts lösen. Herwiderumb / so soll jm einer nichts fürnemen / vnd soll dennocht wol geradten.

Zů der zeit Noah stůnds also / daß niemand kundte gedencken / daß es solt böß werden / vnn da sie auch am sichersten seind / da kompt der[263] sündfluß / vnd ertränckt sie alle. Vor der gefängkniß der Juden in Assyrien / stůnds also inn landen / daß man alle Propheten für lugner hielte / also festes vnd grosses kriegßvolck hetten die Juden. Aber da der König von Assyrien kame / da war sein allzuwenig. Wann leut zusamen kommen / vnd seind all traurig / so spricht etwan einer: Seit zufriden / die spaten märckt werdē gern gůt / es wirt noch wol angehn. Man sagt sonst: Gott kan vil zeygē / vnd wenig geben. Er kan auch wenig zeygē / vnd vil geben.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 263-264.
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