Trewe hand / geht durch alle land.

[27] Vntrewe handt geht hin / kompt aber nit herwider. Es ist kein mensch also böß / der nit von hertzen eim getrewen menschen hold sei / Dann der Teufel wil auch trew vnd glauben haben von denen / mit welchen er sich verbindet / Vnnd der Teufel helt jhnen auch wider trew / biß er sein zeit ersihet / vnd sie gar holet mit leib vnd seel. Natur vnn vernunfft ist feind denen die gern auffhebē / vnd die händ an ander leut güter vnd gelt kleben vnd anhangen lassen / das man fast für die gröste schand halt auff erden / dieberei üben /vnd ein dieb gescholten werden. So ists auch wider menschliche vernunfft / Dann rauben / stelen / eim andern das sein nemen / gehört nit menschen zu / sonder wilden vnuernünfftigen thieren. Daher[27] auch die Poeten / die wüterich vnnd tyrannen / Bern / Löwen / vnd Trachen: die geitzigen vnn überfaller der armen /Wölff: die finantzer vnn newfündler / Füchs genennet haben / dieweil sie auß vernünfftiger menschlicher maß / inn ein vihische / wölffische / vnuernünfftige art sich begeben. So gilt nun diß wort allen leuten die da wandern sollē / sonderlich aber den dienstbotten /mägdten / knechten / allem gesind / vnnd jungen leuten / daß wo sie wöllen zu gůt vndehren kommen /vnd wöllen fürderung vnd wolfart vonn leuten über kommen / so müssen siel gen lassen was nicht jr ist /sonst wirt jnen hülff vnnd rath von allen menschen versagt werden. Ein ieder wirt sagen zu einer vntrewen handt: Zeuch hin / vnd komme nit wider. Darumb geht sie hin / gerath es jr noch also wol / kompt aber nit herwider. Dem menschen seind die händ geschaffen zum dienst sein selbs vnd anderer leut / nit zum schaden.

Wann nun die hand gebraucht wirt wider jre schöpffung / so thůt sie vnrecht. Darumb ist es auch erfunden / daß man den dieben die hände auff den rucken bindet / zu eim zeychen / daß sie anders / dann eim menschen gebürt / mit den händen gefaren seind /weil die hände zur arbeyt seind geschaffen. Dieberei ist ein müssigkeyt vnnd boßheyt / darumb weil die händ nicht arbeyten wöllen / můß man sie binden vor dieberei.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 27-28.
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