Was einer sehwet / das schneidet der ander.

[232] Es wirbt vnn bůlet mancher vmb ein weib / ist jm aber nit beschert / ein anderer fürt sie zur kirchen /Mancher arbeyt vnd thůt vil / ein anderer aber trit in sein ernd / Die die müh haben mit den küen / geniessen jr am wenigsten / Vnnd den eseln die korn zur mül tragen / wirt die spreur / Die roß so den habern bawen / fressen am wenigsten / sonder die reysigen faulen vnnützen cabal / die allein ein bürde der erdē /zum pracht dienen / als die müssiggänger / vnn der faul hauff / den wächßt das jhr vnder der stauden /vnd gehört allweg der feulesten saw der gröst kat. Also daß daruon die Sprichwörter erschollen: Einem müsiggänger gehören allweg zwey brot / vrsach: Er hat sonst nichts zuthůn / dann daß er der küchen vnnd kellers warte / vnnd kein kurtzweil / dann essen vnnd trincken. Da aber vil auffgeht / vnnd köstlich gelebt wirt / můß man vil haben / vnd gehören vil ackergurren darzů / biß sie einn solchen reysigen gaul am baren erhalten / Inn baurn gehört haberstro. Sich legt iederman auff die[232] händel / die vil nutz vnd wenig ehr haben / also daß arbeyten schier ein schand worden /vnnd dahin kommen ist / daß man sie ann heyrathen scheuhet / so es doch ein grosse ehr vor Got vnn der welt ist / so einer ein kunst mit seiner hand kan /damit er dem gemeynen nutz vnd seinem nächsten dienen kan. Das seind die rechten freien künst / die Paulus so hoch rhůmet vnnd hebt / daß ers schier für sein Apostelampt an vil orten rhůmet. Das seind die rechten ehrlich en künst / on die kein gemeyner nutz bestehen kan. Vor den solt man die hütlin rucken. Vnd jr schmutz vnnd roum ann händen / ist jhn ein grössere ehr dann ein guldiner ring / Die habē aber kaum brot zuessen / vnnd ist die gmeynest klag so ietz auff erden ist: Die handtwercker seind kein nütz /der müssiggänger vnd verleger / so nicht thůt / dann mit leihen / borgen / vnn seinem gelt / sich auff böse händel / die allein zů eygnem vnd nit zů gmeynem nutz dienen / leget / Die haben allein alles / vnd werden bald der gantzen welt güter überkommen. Dann wie alle händel in xxx. oder xl. jaren gewachsen sind /weyß man wol. Gmeyns nutzs wirt übel gewart / sollen sie noch xxx. oder xl. jar also auffsteigen. Wann ein ding auffs höchst kompt / so brichts. Der spruch: Selig bist du / der du das brot deiner hand issest /vnnd der rhům der arbeyt vō Paulo geprisen / gilt nicht mehr / vnd stellen vns gleich als hab Christus mit vns geredt / daß wir jn durch auß letz / vnd das widerspil verstehn sollen. Wo er vnd seine Apostel arbeyt vnd handarbeyt gebieten / da feiren wir / vnd sůchen můssiggang. Wo sie arme heyssen laden / die vns nit wider laden / so laden wir allein die reichē /die es vns vergelten / Wo er heyßt geben / so nemen wir / Was er heyßt thůn / das lassen wir / Vnn was er gebeut zumeiden / das treiben wir für vnd für.

Spricht mann: Ich hab doch anderßwo geschriben /Es sei ein gleich leben auff erden / der arm habs eben so gůt als der reich. Das danck dir Gott / das ist nit dein schuld / sonder Gottes güte vnd meysterstuck /der der armen schweyß so süß macht / vnd jr wasserkrůg vnn haberbrey also benedeit vnnd würtzet / daß es jn eitel wein vnd eyerkůchen ist / Es ist nit deines gůten willens schuld / dann so vil an dir ist / kündestu alles überkommen / vnd jn auch die Sonnen nemen vnd einsperren / du sässest jhn für das liecht / damit du allein einherr / gůt leben hettest. Was du nit thůst /das kanstu nit / es erwindt an deinem gůten willen nit. Ob du nun gleich den gůten můt der armen nit kanst zetrütten / vnd dich (wie du gern woltest) also über sie hinauff hebē / so wirstu doch / als einer der diß alles gethon / die armen hungers gesterbt / die welt beraubt / den nächsten getödt / etc. geurtheylt / dann so vil an dir ist / hastu es alles thon / So vil nit gschehē / ist Gottes gnad. Wie gfelt dir das / Die gantze welt[233] kan kein seel tödten / noch werden die falschen Propheten als seelmörder anklagt vnnd verdampt /Warumb? da hats an jrm gůten willen nit gefehlt / sie habens thon / so vil an jn gelegen vnnd sie vermöcht. Daß nit gschehen / ist Gottes meysterstuck vnd schutz schuld.

Wie wann ich noch spreche: Der gemeyn mann můß also gebendigt / gezempt / vnd wie ein Esel beladen vnnd beschwert werden / er würde sunst gumpen hinden vnn vornen auffschlagen / vnnd kündte vor seim pracht / übermůt / vnd auffrůren niemand außkommen. Ich halts hie mit dir / noch bistu nit entschuldigt.

Der gemeyn böfel ist so verkert / wild vnn böß /wann man jhm nit die flügel abschnitt / daß er kaum auff der erden daher fladert / vnnd einn knebel inns maul bunde / so kündt jn voll vnd můssig / niemand leiden / darumb ists Gottes ordnung / dz er den fröschen störck verordnet / damit sie nit überhand nemen / im wasser inn jrem nest bleiben / vnd nit das land verderben vnd abetzen. Damit nun der můtwillig böfel nit auch auffkomm / vnd der teufel ledig werde / hat er jhn vnder das joch der Oberkeyt / damit er nit sein selbs were / geworffen / vnnd diß ist Gotts ordnūg / Je böser böfel nun / ie schärpffer Oberkeyt vnd růt / auch ie mehr oberkeyt / Dann wo man auffrürig / wild vnn vngezempt ist / můß man vil hirten vnd růten haben. Dahin sihet die schrifft / so den sündern vil Fürsten vnnd schwere Oberkeyt träwet / Job 33. Prouer. 28. Esa. 3. Wo nun dise vnordenliche růt nit scharpff gnůg ist / schaffet Gott / Extra ordinariè, landrauber /andere tyrannen / warfälscher / amptleut / kauffleut /fürkäuffer / wůcherer / falsche Propheten / die laßt er den gemeynen mann / seinn pracht / auffrůr vnd můtwillen zulegen / butzen / damit er fein berupfft /demůtig vnderm joch arm daher geht / wie ein frosch so auffs maul geschlagen / vnnd solche leut erfordert des pöfels vnzucht / boßheyt / můtwill / damit er nit ledig / vnd die welt in einer ordnung bestehe. Dise Greiffen müssen sein / vnd seind Gottes geyssel vnd růt / Ja ich wil auch sagen / Gottes diener / noch seind sie darbei nit entschuldigt / Es můß auch ergerniß kommen / weh aber durch den sie kompt / Mat. 18. Es wer besser ein mülsteyn am hals / etc.

Ich wil noch mehr sagen / der gmeyn böfel lebt inn tag / ist fahrlässig vnd liederlich / wann nun dise wůcherer / fürkäuffer vnnd händler nit weren / die alle kasten vnd keller fülleten / wo wolt inn nöten / treyd /wein vnd gelt sein? Hierinn dienen sie hie mit jrem geitz / wůcher / vnd fürkauff / Gott vnd seiner ordnung (des er jn aber kleinen danck vnd lohn wirt geben) dann vnser Gott / vnd wir in jm / ist ein solcher herr / dem auch der gotloß mit seiner boßheyt /der falsch Prophet mit seiner lugen / vnd der wůcherer mit seinem fürkauff / vnd der teufel mit all seinn künsten vnd reich dienen / vnn mit[234] vnwillen zuhof reiten můß. Dahin sihet Paulus 1. Cor. 1. Es ist alles ewer. Item Roma. 8. Den Gotliebenden kommen all ding zū besten / der teufel můß jn mit seinn anfechtungen die nen / der hencker mit dem schwerdt / feur / Assur mit seim blůtdurst / aber sie meynens nit also / drumb můssen sie auch mit Assur hören: Weh Assur (den er doch seinn knecht nennet) der růt meines grimmens. Er laßt die bösen böß sein / sie můssen aber dennoch mit jrer boßheyt auch Got dienen / damit sie jr boßheyt nit anlegen / außgiessen / oder außstossen / wann / wie / an wem vnd wo sie wöllen / sonder wo / wie /vnd wanns jn Gott verhenget / vnd wohin vnn gegen wem er jhren geitz / wůcher / fürkauff / raub / mordt /etc. zuůben verordnet.

Also müssen ärgerniß kommen / wehe aber durch den sie kommen / Dise wild / wollustig / geyl /můtwillig welt / der frech böfel / můß berupfft / vnd also wie ein frosch auffs maul geschlagen werden /daß er alle viere vō jm strecket / es kündte sonst niemand vor jm außkommen / noch die welt bestehn /Wee aber den tyrannen / wůcherern / vnnd fürkäufflern / die hie seine diener / so er darzů braucht / nemlich zu růten vnd geysseln seines volcks. Er wirt hierzů aber nit Paulū / sonder Saulum / nit Christū / sonder Assur brauchen / die vor on sein schuld / auß jrer eygnen boßheyt blůtdurstig vnd geitzig tyrannen /mörder / rauber / dieb / etc. so voll blůts / raubs vnd geitzes stecken / vnn gern vō iederman blůt vnd gůt satt weren / brauchen / vnnd wirt sie eben zů eim werck / dienst / vnnd ampt brauchen / wie sie seind /vnd sich jm zudienen / anbieten. Gott wolt sie lieber /als gefäß der ehren / zu ehren brauchen / wann sie sich mit willen dahin begeben / vnd jr handwerck der boßheyt liessen. Sie wöllen aber in kein andere reyß vnd sich nit anders brauchen lassen / so můß sie Gott brauchen zů dem dienst / wie er sie geschickt findet /Nemlich / sein můt willig volck zuschinden schaben /trucken / wůchern / etc. da laßt er sie wůchern / verkauffen / finantzen / vnd dienen hierinn Gott vnd seiner ordnung / als ein růt eim vatter im hauß / vnd als geschirr der vnehren / biß sein volck mürs vnn gedemütigt wirt / vnd die růt auß gedienet hat / dann můß sie auch inn ofen / vnd diser diener Gottes mit Assur in die hell. Væ Assur, Esa. 10. uirgæ furoris mei, etc.

Man můß auch in theurer zeit wein vnnd korn haben / vnnd allerley not / das findet man bei jn / das sie lang vnd vil jar erwůchert vnd zusamen tragen haben / vnd hierinn Gott vnnd seiner ordnung dienet /daß der heyloß liederlich vnfürsichtig böfel / so inn tag lebt / zuessen finde. Wie? haben sie hierinn Gott gedienet / vnd seind Gottes diener / so ists auch nit sünd / vnd Gott wirt jhn auch drumb lohnen? Antwort / Ja mit schwefel vnd bech nach jrm verdienen / Warumb das? Da haben sies nit al so gemeynt / daß sie hierinn vnnd hiemit Gott[235] vnd jrem nächsten dienen wolten / sonder daß sie jren eygen nutz sůchten / vnnd der geitz sie zů disem raub vnn fürkauff triben / den hat Got wider jren willen zu seines reichs dienst /mehrung / vnd das wunderbarlich zusagen ist / jrn eygnen nutz zu gemeynem nutz seines volcks brauchet. Gleich als so ein tyrann einn Christen tödt / vnd darmit erst recht lebendig machet / vnd ghen himel fürdert / vnd die Juden mit Pilato ein vrsach seind vnserer seligkeyt. Was die nun für einn danck / lob vnnd lohn / daruon werden tragen / vnd als mörder vnnd bößwicht werden geurteylt / den danck / lohn /vnnd lob / werden auch alle tyrannen / rauber / mörder / dieb / wůcherer / fürkäuffer / wechßler / händler /etc. daruon tragen / daß sie wider jren willen / Gott vnd seiner gemeyn mit jrm eygen nutz / wůcher / geitz / blůt / rauberei / mörden / fürkauff / vnd händlen gedient haben.

Jetz hoff ich / verstehest du das verborgen heymlich vrtheyl Gottes / wie die schinderei ietz můß sein / vnd der reß strigel auff des böfels harte haut gehört / der fürkauff / das joch / der raub můß also gehn in der welt / vnb ghört die laug auff des böfels kopff / der sunst nit essen vnd růh haben wil. Man můß dem grawen thůch also thůn / es kämen sonst die schaben darein. Gott weyß wol warumb er der geyß den schwantz soll abhawen. Es ist auch der gmeyn man nit besser dann sein schinder / dann were er anns herren statt / er würd jm lausen vnnd nit weniger scheren / wie man dann erfaren hat / daß kein kling härter schirt / dann so ein bettler ein herr wirt.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 232-236.
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