3.

[51] Ich reise übers grüne Land,

Der Winter ist vergangen,

Hab um den Hals ein gülden Band,

Daran die Laute hangen.


Der Morgen tut ein'n roten Schein,

Den recht mein Herze spüret,

Da greif ich in die Saiten ein,

Der liebe Gott mich führet.


So silbern geht der Ströme Lauf,

Fernüber schallt Geläute,

Die Seele ruft in sich: Glück auf!

Rings grüßen frohe Leute.


Mein Herz ist recht von Diamant,

Ein' Blum von Edelsteinen,

Die funkelt lustig übers Land

In tausend schönen Scheinen.


Vom Schlosse in die weite Welt

Schaut eine Jungfrau 'runter,

Der Liebste sie im Arme hält,

Die sehn nach mir herunter.


Wie bist du schön! Hinaus, im Wald

Gehn Wasser auf und unter,

Im grünen Wald sing, daß es schallt,

Mein Herz, bleib frei und munter![51]


Die Sonne uns im Dunklen läßt,

Im Meere sich zu spülen,

Da ruh ich aus vom Tagesfest

Fromm in der roten Kühle.


Hoch führet durch die stille Nacht

Der Mond die goldnen Schafe,

Den Kreis der Erden Gott bewacht,

Wo ich tief unten schlafe.


Wie liegt all falsche Pracht so weit!

Schlaf wohl auf stiller Erde,

Gott schütz dein Herz in Ewigkeit,

Daß es nie traurig werde!


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 51-52.
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