Vergebner Ärger

[127] Im alten Hause steh ich in Gedanken;

Es ist das Haus nicht mehr, der Wind mit Schauern

Geht durch das Gras im Hof, und Eulen lauern

In leeren Fenstern, die schon halb versanken.


Mich ärgern nur die jungen, kecken Ranken,

Die wie zum Spott noch schmücken Tor und Mauern,

Die grünen Birken, die mit falschem Trauern

Leicht überm Grabe meiner Lieben schwanken.[127]


So, Nachteul selber, auf dem öden Gipfel

Saß ich in meines Jugendglücks Ruinen,

Dumpfbrütend über unerhörten Sorgen;


Da blitzten Frühlingslichter durch die Wipfel,

Die leuchtend unter mir das Land beschienen,

Und nichts nach Eulen fragt der junge Morgen.


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 127-128.
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