2.

[235] O Herbst, in linden Tagen

Wie hast du rings dein Reich

Phantastisch aufgeschlagen,

So bunt und doch so bleich!


Wie öde, ohne Brüder,

Mein Tal so weit und breit,

Ich kenne dich kaum wieder

In dieser Einsamkeit.


So wunderbare Weise

Singt nun dein bleicher Mund,

Es ist, als öffnet' leise

Sich unter mir der Grund.


Und ich ruht' überwoben,

Du sängest immerzu,

Die Linde schüttelt' oben

Ihr Laub und deckt' mich zu.


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 235.
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