2.

[280] Und zu den Felsengängen

Der nächt'ge Sänger flieht,

Denn wie mit Wahnsinus Klängen

Treibt ihn sein eignes Lied.


Bei leuchtenden Gewittern

Schreckt ihn das stille Land,[280]

Ein wunderbar Erschüttern

Hat ihm das Herz gewandt.


Bereuend sinkt sein Auge –

Da blickt durch Nacht und Schmerz

Ein unsichtbares Auge

Ihm klar ins tiefste Herz.


Sein Saitenspiel zur Stunde

Wirft er in tiefsten Schlund,

Und weint aus Herzensgrunde,

Und ewig schweigt sein Mund.

Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 280-281.
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