Der Wächter

[272] Nächtlich macht der Herr die Rund,

Sucht die Seinen unverdrossen,

Aber überall verschlossen

Trifft er Tür und Herzensgrund,

Und er wendet sich voll Trauer:

Niemand ist, der mit mir wacht. –[272]

Nur der Wald vernimmt's mit Schauer,

Rauschet fromm die ganze Nacht.


Waldwärts durch die Einsamkeit

Hört ich über Tal und Klüften

Glocken in den stillen Lüften,

Wie aus fernem Morgen weit –

An die Tore will ich schlagen,

An Palast und Hütten: Auf!

Flammend schon die Gipfel ragen,

Wachet auf, wacht auf, wacht auf!


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 272-273.
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