10.

[261] Durchs Leben schleichen feindlich fremde Stunden,

Wo Ängsten aus der Brust hinunterlauschen,

Verworrne Worte mit dem Abgrund tauschen,

Drin bodenlose Nacht nur ward erfunden.


Wohl ist des Dichters Seele stumm verbunden

Mit Mächten, die am Volk vorüberrauschen;

Sehnsucht muß wachsen an der Tiefe Rauschen

Nach hellerm Licht und nach des Himmels Kunden.[261]


O Herr! du kennst allein den treuen Willen,

Befrei ihn von der Kerkerluft des Bösen,

Laß nicht die eigne Brust mich feig zerschlagen!


Und wie ich schreibe hier, den Schmerz zu stillen,

Fühl ich den Engel schon die Riegel lösen,

Und kann vor Glanze nicht mehr weiterklagen.


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 261-262.
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