3.

[258] Was wollen mir vertraun die blauen Weiten,

Des Landes Glanz, die Wirrung süßer Lieder,

Mir ist so wohl, so bang! Seid ihr es wieder

Der frommen Kindheit stille Blumenzeiten?


Wohl weiß ich's – dieser Farben heimlich Spreiten

Deckt einer Jungfrau strahlend reine Glieder;

Es wogt der große Schleier auf und nieder,

Sie schlummert drunten fort seit Ewigkeiten.


Mir ist in solchen linden, blauen Tagen,

Als müßten alle Farben auferstehen,

Aus blauer Fern sie endlich zu mir gehen.


So wart ich still, schau in den Frühling milde,

Das ganze Herz weint nach dem süßen Bilde,

Vor Freud, vor Schmerz? – ich weiß es nicht zu sagen.


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 258.
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