Nachschiller

Rauschend in den Katarakt der Wonne

Wogt die unbekannte Sonne

Des Verlustes seelenvoll dahin;

Ew'ge Harmonieen wallen über,

In die bodenlosen Freudenzüber

Schöpft der Menschen Danaidensinn.

Keine Hoffnung adelt ihren Schaden,

Auch der Glückliche fühlt sich beladen,

Und den Stachel in der eignen Brust

Sinkt er abwärts krank und schuldbewußt.


Durch's Getümmel ausgebrannter Krater

Schleicht der Würde schwergeprüfter Vater

Zu dem Traum des wandelnden Geschlechts;

Der Vergeltung Antwort grüßt die Klage

Und es schwankt die umgekehrte Wage

In den Ausdruck eines todten Rechts.

Ungeläutert aus den Wirklichkeiten

Siehst du das Verhängniß rückwärts schreiten,

In der stillverbissnen Schranke starrt

Schon die Zukunft durch die Gegenwart.


Einstens aber labt den Adamiden

Der Erkenntniß trauter Seelenfrieden,

Und das Urtheil bricht sich ab den Zahn;

Jenseits flüstert heimliche Geberde,

Auf der kummerlosen Vatererde

Schweigt der ungerührte Wahn.[1]

Welten lodern und Begierden schlummern,

Hermes selber nimmt sich einen krummern,

Einen minder starren Todesstab

In die schatt'ge Unterwelt hinab.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Lyrische Karrikaturen, Lahr 1869, S. 1-2.
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