[289] Garten des königlichen Schlosses.
DIE KÖNIGIN kommt einsam.
Es treibt mich in des Gartens Einsamkeit,
ich will nicht lachen, keine Menschen sehen,
nur hier, wo linde Düfte mich umwehen,
bin ich allein mit meinem bittern Leid.
Mein König, mein Gemahl, ich liebe dich!
Was ich vor wenig Wochen am Altar
geschworen habe, halt ich ewiglich,
es kam aus reinem Herzen, treu und wahr.
Doch, ach, dein Wort war eitel Schall und Dunst
nur leere Formel, fühllos nachgesprochen.
Was hab' ich Ärmste Gräßliches verbrochen,
daß du mir weigerst Liebeshuld und Gunst?
Was hat sich nur in diesen letzten Tagen
so kalt und trennend zwischen uns getragen?
Nicht Fest und Jagd beglückt dich auf die Dauer,
ich seh' dich schweigend meist und finster gehen.
Bald Zorn und Unmut, bald geheime Trauer
merk' ich im Antlitz dir gezeichnet stehen.
Wie wend' ich wieder dich zu mir heran?
Wer kann mir's deuten, was ich dir getan?
Sieht hinaus.
Wer kommt mir näher dort durch Busch und Bäume?
Es ist der fremde Meister, der seit Tagen
am Hofe weilt und der auf alle Fragen
tiefgründig Antwort weiß. Jedoch ich säume
und hab' mich ihm bis heute nicht vertraut.
Zwar ist er schön und stolz, sein Auge schaut
kühn strahlend tiefer als der andern Blicke.
Jedoch sein Diener scheint voll böser Tücke[289]
und wenn er spricht im Ernste oder Scherz,
klemmt wie mit kalten Krallen es mein Herz.
Doch jetzt ist er allein – nun könnt' ich's wagen
und was mich drückt, dem Vielvertrauten sagen.