7. Szene

[295] König – Orestes – Hanswurst.


HANSWURST noch draußen.

Holladriöh! Oha! Halt! Nit a so rennen!


Fliegt herein, dem König zu Füßen.


Fix! Hoppla! Die G'schicht hätt' leicht schief gehen können!


Sitzt auf der Erde.


Beutelt mi das Mistvieh auf einmal da ab –

Na, i bin froh, daß ich wieder Boden unter'm Sitzzeug hab'.

KÖNIG.

Was ist das auf einmal für ein Geplärr?

Wer ist er? Wo kommt er da plötzlich her?

HANSWURST.

Ha? I hör' noch nix.

KÖNIG zu Orestes.

Frag' ihn du, wer er ist?

ORESTES zu Hanswurst.

He! Wer ist er?

HANSWURST.

Ja wann i das selber glei' wüßt!

Purzeln Sie amal wo 'runter zwölf Klafter tief

und sagen's dann g'schwind Ihnern Steckenbrief!

KÖNIG.

Ja, sag' er uns wenigstens vor allem:

Woher ist er denn heruntergefallen?[295]

Hier ist doch kein Fels, weder Turm noch Haus,

Er fiel wohl direkt aus den Wolken heraus?

HANSWURST.

San S' still und tun S' nit so dalkert pappeln

und lassen S' mi' erst zusammenkrappeln.


Steht mühsam auf.


Au weh! Jetzt is richtig a Hosenknopf g'rissen!

Also wo i herkomm', das täten S' gern wissen?

Na raten S'! Da kummen S' nit d'rauf bis af d' Letzt.

Mich hat der Teufel hier abgesetzt!

KÖNIG.

Der Teufel?


Zu Orestes.


Der Sturz verwirrt ihm den Sinn!

HANSWURST.

Na, Sie seh'n ja doch, daß i wirklich da bin.

Wär' i vom Himmel g'fallen, so müßt ich doch fein

a schneeweißes, putzliches Engerl sein.

Und das bin i doch nit.

KÖNIG.

Nein, bei meiner Seel'!

HANSWURST.

Na, alsdann, drum glaub'n S', was ich Ihnen derzähl'.

ORESTES.

Woher hat ihn also der Teufel gebracht?

HANSWURST.

Aus Wittenberg.

KÖNIG.

Wie?

HANSWURST.

Freilich! Gestern af d' Nacht

san mir abg'fahr'n und heute san mir schon da!

Was? Das is g'schwind?! Und 's is gar net so nah'!

I hab mi nur glei' auf sein Buckl g'setzt

und der Teufel is beim Ofenloch außig'fetzt.

KÖNIG.

Und was will er nun hier?

HANSWURST.

Ja, i wissert halt gern,

wo i eigentlich bin, denn i such' meinen Herrn.

Der hat nur glei' g'sagt: »Hans, komm nach geschwind!«

Dann is er abg'fahr'n. Und i soll wiss'n, wo ich 'n jetzt find'!

ORESTES.

Nun, wo er ist, das verrat' ich ihm schon:


Weist auf den König.


Er sieht hier den König in höchsteig'ner Person!

Und befindet sich bei Hofe![296]

HANSWURST.

A! Das is g'scheit!

Da is mein Herr sicher a net weit!

Denn der König hat ihn in großen Gnaden

zu der Hochzeitsramasuri geladen.

Und hoffentlich komm' i noch recht zu Tisch,

daß i a noch an guten Bissen derwisch'!

KÖNIG sehr überrascht zu Orestes.

Voilà! Das wäre ...?


Zu Hanswurst.


Nun sag' mir, du Wicht,

wie nennt sich sein Herr?

HANSWURST.

Ja – – – das is so a G'schicht' ...

Sein' Namen den darf i kan Menschen sagen,

sonst packt mi sofort der Mephistl beim Kragen.

KÖNIG.

Wer packt dich?

HANSWURST.

Na, die zaundürre, scheanglate Krax'n,

die alleweil humpelt mit aner Hax'n,

mein Herrn sein Begleiter.

KÖNIG zu Orestes.

Er ist's, ohne Zweifel!!

HANSWURST.

Ich glaub' alleweil, der Mephistl is a a Teufl.

KÖNIG.

Nun, wie heißt sein Herr? Will Er mir's gar nicht verraten?

Es ist noch viel übrig vom Hochzeitsbraten.

HANSWURST.

Fix Sakra – – –!

KÖNIG.

Und Kuchen – – und Wein in Menge!

HANSWURST.

Ihr bringt's mich da in ein schönes Gedränge.

Übrigens mit a bißl Verstand

kann's a jeder derraten.


Weist ihm die Hand.


Was is das?

KÖNIG.

Die Hand.

HANSWURST.

Und jetzt mach' i's zu, wannst genau herschaust.

Wie nennt ma das nachher?

KÖNIG.

Die Faust.


Erleuchtet.


Ha! Faust!![297]

HANSWURST schnell.

I hab' nix g'sagt!

KÖNIG.

Nein, du hast geschwiegen

und sollst auch deine Belohnung kriegen.

Geh' schnell in die Küche und laß dir das Essen

vom Koch in die große Schüssel messen.

HANSWURST.

Holladrioh! Endlich! Aber daß der Geizkragen

nur ordentlich mißt, denn mir kracht schon der Magen!

Schönsten Dank, Herr König! Auf Wiederschauen!


Quelle:
Bruno Ertler: Dramatische Werke. Wien 1957, S. 295-298.
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