An Gliceren

[8] Glycere komm auf grüne Fluren!

Da sind des goldnen Alters Spuren;

Da herscht die Liebe fern vom Neid,

Da macht das Herz den Unterscheid.[8]

Sieh wie die Zweige lieblich winken,

Wodurch itzt träge Bäche blinken!

Komm, komm in jene Rosenhecken

Dich für die Mutter zu verstecken!

Des Amors Blume blüht nur dir,

Dort singen wir, dort küssen wir;

Wir wollen einsam dort in Gründen

Den Himmel zwischen Rosen finden.


Quelle:
Johann Joachim Ewald: Sinngedichte. Berlin 1890, S. 8-9.
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