Sechs und zwanzigster Brief
Olivier an Reinhold

[77] So trotzig? – Du weißt, daß ich Dich liebe; aber baue nicht zu viel darauf. Mögtest Dich irren. – Nun Du hast sie nicht gesehen! das ist mein Trost. Am Ende kommt auch wohl alles von der Amazone. Sie mag schöne Gemählde von mir entwerfen. – So gar arg ist es nicht, Mademoiselle! Machen Sie immer den Pferdefuß etwas kleiner! – Mit aller[77] Weisheit haben Sie doch wohl auch Ihre bösen Augenblicke! so wie unser Einer seine guten, und hätten Sie meine Julie nicht gehabt, wer wüßte. –

Wahrlich! wenn ich es recht bedenke, bin ich nicht ein Thor, diese Korrespondenz noch zu dulden? – Als Juliens Vormund, wie leicht konnte ich sie verbieten. –

Darum warne die Donna. – Ich fasse mir sonst ein Herz. Mag es mich dann auch schmerzen.[78]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 1, Posen und Leipzig 1802, S. 77-79.
Lizenz:
Kategorien: