Fünf und dreißigster Brief
Olivier an Reinhold

[117] Ein Brief an Dich, darin einer an Julie, ist gestern abgegangen, und nun erst fällt mir ein, daß ich Dir abermals keine Addresse gegeben habe. Ach, seitdem sie mich verlassen hat, verwirren sich meine Gedanken. Das Nothwendigste vergesse ich, Kleinigkeiten betreibe ich mit einer lächerlichen Wichtigkeit, schwatze oft Stundenlang, und weiß am Ende kein Wort davon.[117]

Nun, wegen der Addresse. – Du schickst Deinen Brief nach P.... Der König kommt dorthin, und will mich sprechen. Ich zittre, daß vom nächsten Feldzuge, daß von einem Auftrage die Rede seyn wird. –

Zwar habe ich meine Ruhe theuer genug erkauft; aber werde ich nein sagen können? Werde ich es dürfen? – Auf keinen Fall reise ich, ohne sie gesehen, ohne ihr Wort zu haben.

Alles hat sich wider mich verschworen! – Treibe mich nun nicht aufs Äußerste.[118]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 1, Posen und Leipzig 1802, S. 117-119.
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