Fünf und vierzigster Brief
Reinhold an Olivier

[157] Heldenseele erwache! Auf mein Olivier! es gilt! Zum Kampfe gegen das tückische, grausame Schicksal! Sieh! es will Dich unterjochen! – Meinen Olivier unterjochen! – O der Schande! Nein, nein! Noch kann er die entehrende Leidenschaft überwinden. Triumphiret nicht! plötzlich wird er erwachen, und sich bewußt werden was er ist, Trieb nach einer unendlichen Thätigkeit hat ihn in dieses Labyrinth geführt;[157] aber eine höhere Liebe als die, welche er darin suchte, wird ihn aus der Finsterniß leiten.

Nein, er soll nicht Verzicht thun auf Glückseligkeit. Im höhern Maaße, als er es jemals geahnet hat, wird sie ihm zu Theil werden. Nur Muth! nur einige Schritte! wie viel Anstrengung sie auch kosten! Sie führen zum Lichte, zum höheren, genußvolleren Leben.

Mein Olivier, ich umarme Dich, und bitte Deinen Schutzgeist Dich nicht zu verlassen.[158]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 1, Posen und Leipzig 1802, S. 157-159.
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