Fünfter Brief
Wilhelmine an Julie

[13] Ob es Deine Schuld ist? – Du reines unschuldiges Herz! Siehst Du denn nicht, was ihr fehlt? – Alle ihre ausgeworfenen Netze zieht sie leer wieder zurück; während Du köstliche Lilie, ohne es zu wissen und zu wollen, alles um Dich her versammlest. Und dieser verderbten Frau wolltest Du Dich aufopfern?[13] Dich einem Mann hingeben, der Dich nicht einmal begreift! Dich nimmt, weil Du ein Weib bist, und Deinen heiligen Kindersinn, den er jetzt nur duldet, einst auf das schändlichste verspotten und mißbrauchen wird.

Julie! laß Dir rathen! – sorge doch nicht für die Zukunft! Was mein ist ja Dein! und wie oft soll ich Dir es wiederholen? ich heurathe nicht, und wenn mein Herr Vater das ganze Haus umkehrt. –[14]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 1, Posen und Leipzig 1802, S. 13-15.
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