Ein und sechszigster Brief
Olivier an Julie

[229] Meine Julie! ich muß Ihnen schreiben. Ich gehe morgen gegen den Feind. Ich weiß nicht, ob ich Sie wieder sehe. –

O meine Julie! nur seitdem ich Sie kenne habe ich mich selbst, habe ich den Adel der Menschheit begreifen lernen. Haben Sie Dank! Einzige! Geliebte! Unvergeßliche![229] Welch ein herrliches, unaussprechliches Gefühl durchströmt meine Seele bey Ihrem Andenken! Wie sind alle meine Kräfte verdoppelt! ja, ja! ich bin etwas werth! denn ich kann Sie lieben und begreifen.

Nichts mehr! keine Klagen! Überlebe ich den morgenden Tag; so schließe ich selbst diesen Brief. Wo nicht; so besorgt ihn Antonelli oder mein Adjutant.

Kein Lebewohl meine Julie! –[230]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 1, Posen und Leipzig 1802, S. 229-231.
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