Zwey und sechszigster Brief
Harrison, Adjutant des General Olivier
an Julie von S..

[231] Gnädiges Fräulein!


Ich habe die Ehre: Ihnen die Einnahme von G.... durch die p.... Truppen zu melden.[231]

Unser tapfrer und allgemein verehrter General ist uns erhalten. Gleichwohl hat er zwey schwere Wunden davon getragen, über deren Folgen sich die Ärzte bis jetzt noch zweifelhaft erklären.

Vielleicht wäre es möglich diesen großen und seinem Vaterlande unschätzbaren Mann zu erhalten; wenn Sie, mein Fräulein, sich entschließen könnten, durch Ihre Gegenwart seine Leiden zu mildern.

Muß ich Ihnen beschreiben, wie innig er es wünscht, und wie sehr er dennoch fürchtet, Sie durch eine Bitte zu beleidigen? -

Aber meine Kamaraden und ich, wir, mein Fräulein, können und dürfen nicht[232] fürchten, das Leben unsers Generals im Namen des Vaterlands von Ihnen zu fodern.

Verzeihen Sie der Freimüthigkeit eines Soldaten, und genehmigen Sie die Versicherung seiner höchsten Achtung, und seiner unwandelbaren Ergebenheit.[233]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 1, Posen und Leipzig 1802, S. 231-234.
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