Siebenzehnter Brief
Reinhold an Wilhelmine

[56] Wissen Sie es schon? Antonelli ist krank, ist entdeckt. Der General selbst hat ihn in sein Haus genommen. O er ist mein Freund! und wird es ewiglich bleiben.

Sagen Sie! wie ist es möglich, einen Mann zu hassen, bey dem das Herz immer die Oberhand behält? –

Allerdings! auch wir hätten unter ähnlichen Umständen dasselbe gethan. Aber er![56] mit seiner fürchterlichen Heftigkeit! mit seiner glühenden Eifersucht! – Nein! nein! es war schön! es war wirklich sehr edel.

Aber, welche Folgen wird es haben? – Ich zittre für Antonelli, für Julie, am meisten für ihn selbst. Wahrlich! das Schicksal nimmt ihn in eine harte Schule. Er, der seines Herzens so oft spottete, wie fürchterlich muß er dadurch büßen. Welch ein Labyrinth! Ich würde nicht hineingekommen seyn, daß darf ich wohl behaupten; aber ob, und wie ich mich wieder heraus finden würde? – In der That darauf weiß ich keine Antwort.[57]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 2, Posen und Leipzig 1802, S. 56-58.
Lizenz:
Kategorien: