Neun und dreyßigster Brief
Reinhold an Olivier

[131] Nein! keine Anmerkungen! aber hier einen Brief von Wilhelminen. Sie glaubt, er würde durch mich am richtigsten besorgt werden. Das gute Mädchen weiß so vieles noch nicht. – Mein Schutzgeist verhüte nur, daß sie nicht nach Juliens Aufenthalt fragt. Ihre ganze[131] Verachtung würde mich treffen; wenn ich nicht mit Feuer und Schwerdt drein schlüge. Wäre sie hier, ich stünde Dir vor keiner zweyten Entführung.

Das arme Mädchen hat sich nur immer an den Schein gehalten. Sie glaubte Dich frey, und Julie gefangen. Dich Du Unglücklicher! Einen Sclaven der wüthendsten Leidenschaft frey! –[132]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 2, Posen und Leipzig 1802, S. 131-133.
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