Vier und vierzigster Brief
Wilhelmine an Reinhold

[158] Ob der General meinen Brief gelesen hat – ja wohl! mir einerley! Nur Schade, daß er nicht ein wenig mehr für ihn eingerichtet war. Will es mir merken. Ist er so sehr für diese heimlichen Näschereyen; wie viel heilsame Pülverchen lassen sich da beybringen. –

Ob er aber auch Juliens Antworten liest? Das wäre nun freilich eine ganz eigne Sache.[158] – Hier zum Beyspiel, sehen Sie einmal diese Briefe. Wie mögen ihm wohl die Träume, wie mag ihm wohl das Laß ab! laß ab! gefallen? – Ob er es auch, wie Julie, auf mich; oder was ein wenig natürlicher wäre, auf gewisse Bergbewohner1 deutet? – Seit der plötzlichen Abreise mögen ihm diese Leute wohl ziemlich zu schaffen machen. In der Angst scheint er sie ganz vergessen zu haben.

Ja! ja! da herum stehn die Saaten verzweifelt schlecht. Noch ein wenig schlechter als ich es vor geraumer Zeit verkündigte. Bey andern Orakeln dankt man dem Himmel, wenn[159] sie nur so halb und halb erfüllet werden. Bey den meinigen giebt es immer ein gerütteltes und geschütteltes Maaß.

Finde ich nur erst einen bequemen Ort; der Dreyfuß und die Pythia ist fertig. Dann können Sie sich wegen der Häuser und Scheuren gerade an mich wenden. Mit, und ohne Wetterwolken; ich prophezeihe frisch aus dem Stegreife.[160]

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Antonelli

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 2, Posen und Leipzig 1802, S. 158-161.
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