Fünf und funfzigster Brief
Olivier an Reinhold

[198] Nein, Mutter-Thränen, die trage ich nicht! Er ist dahin! Ja! Antonelli! Ich habe ihn getödtet. Warum wollte er tückisch mein Eigenthum rauben? Ein Herz, für das ich tausend Leben gegeben haben würde. O dieses Herz! nun ist es auch dahin! – Ich kann das Leben nicht tragen.

Komm schnell. Schreibe Wilhelminen.[198] Ich gehe mit dem Könige. Ich will Dich noch sehen. Komm ohne Verzug. Ich reise.


* * *


Er gieng in die Schlacht, und eine Kugel brachte sein unglückliches Herz zur Ruhe. Julie ward von Wilhelminen und Reinholden schnell aus dem Trauerhause weggeführt. Nach einigen Jahren sah sie ihre Freundin mit dem edlen jungen Landmann verbunden, der schon lange Wilhelminens Herz besessen hatte. Sie selbst konnte sich zu keiner zweyten Verbindung entschließen. Jedesmal, wenn ihre Freunde davon sprachen, suchte Reinhold die Einsamkeit; sie aber blickte lächelnd gen Himmel.

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 2, Posen und Leipzig 1802, S. 198-199.
Lizenz:
Kategorien: