Einleitung

[5] Mein Vater – ein hamburgischer Kaufmann – hatte ein ungeheures Vermögen in dem dänischen Actienhandel erworben.

Er ließ sich baronisiren, und wiederholte mir alle Tage, wie viele schlaflose Nächte es ihm gekostet habe, mir diesen Vorzug zu erwerben.[5]

Ich war auch nicht unempfindlich dagegen; aber die ewigen Klagen über meine kleinen Ausschweifungen, wodurch ich ja eigentlich meinen Adel bestätigte – machten mir den theuer erkauften Titel sehr bald zuwider.

Der alte Baron starb, und der Junge eilte nun sich zu beweisen, daß er uneingeschränkter Herr seines Vermögens und seiner Gesundheit sey.

Aber Hamburg! – welch ein kleinlicher Schauplatz für einen solchen Thätigkeitstrieb! – Jeden Augenblick eine spitzige Frau Baase – ein wohlbeleibter Herr Gevatter! – Alle Erinnerungen an die gewaltige Kluft, welche das Baronat zwischen uns befestiget hatte – Was helfen sie?[6] Wenn jeder Schmaus sie vergessen machen konnte! – –

»Nein!« – rief ich – »hier werde ich nimmermehr mündig! – Wohlan, heraus aus den dumpfigen vier Pfählen! In diesem elenden Winkel kann man ja nicht einmahl mit Ehren sein Geld los werden!« –

»Aber wohin? – wohin? ist das noch eine Frage! – nach Paris! nach Paris! dem Sammelplatze alles Schönen und Großen! Ah da werde ich erst anfangen zu leben! Da werde ich erst wissen, was Freiheit ist!« –

Gesagt, gethan! Mit vielem Gelde und einigen guten Worten kommt man[7] sehr bald, wohin man will. Ich erwachte eines Morgens und – o der unsäglichen Wonne! – ich erwachte in Paris! – –[8]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Vierzehn Tage in Paris. Leipzig 1801, S. 5-9.
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