Erstes Kapitel.

Wer?

[3] Unerträgliches Geschöpf! sagte der Graf von Rothfels äußerst aufgebracht, als eben einer seiner Freunde, Baron Solting, hereintrat, der erst vor kurzem von seinen Reisen zurückgekommen war.

Guten Morgen! rief er dem Grafen zu: wem gilt denn der charmante Titel?

Der Graf (lächelnd): Eine bloße Reminiscenz, lieber Solting!

Der Baron (ironisch): Aus ihrem Leben vielleicht?

Der Graf (lächelnd): Nein, aus einem alten Stücke; ich besinne mich nicht gleich. –

Der Baron: Es ist vermuthlich von einer Dame die Rede?

Der Graf: Richtig! Und es sagt's ein Misogyn, wie Baron Solting.

[3] Der Baron: Und vermuthlich haben sie beide Recht?

Der Graf: Aber einmal im Ernst, Solting! Sie sollten sich wahrhaftig verlieben! Es ist eine Schande! –

Der Baron: Bravo!

Der Graf: Sie sind nun drei Monat hier, unsere Damen kommen Ihnen um die Wette entgegen, und Sie gehen ihren Weg fort, ohne Notiz davon zu nehmen.

Der Baron: Bravissimo!

Der Graf: Wahrhaftig, lieber Solting! Wenn ich's nicht besser wüßte, ich dächte, Sie wären – Aber 's ist mir unbegreiflich! – Oder haben Sie vielleicht in Rom, und Paris –

Der Baron: Das ist Ihr altes Lied. Lieber Himmel! So verschaffen Sie mir nur Eine, und Sie sollen sehen –

Der Graf: Als ob Sie nicht Ihre Augen brauchen könnten!

Der Baron: Aber ich muß sie erst kennen lernen; meine lange Abwesenheit –

Der Graf (einfallend): Nun, so will ich Ihnen Eine vorschlagen.

Der Baron (lächelnd): Gut, lassen Sie hören! Ich will sehen, was ich thun kann.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 3-4.
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