Sechszehntes Kapitel.

Diebe! Diebe!

[33] Es war ein Uhr nach Mitternacht. Eine vertraute Kammerfrau hatte den Baron wie gewöhnlich hineingelassen, und er erwartete seine Geliebte in ihrem Cabinete. Man klopft an; er fliegt hinzu, ihr zu öffnen: eine Mannsgestalt sucht mit Gewalt hinein zu dringen. Aber sie kämpfen; der Baron stößt sie zurück, wirft sie zu Boden, und verschließt die Thüre. Wer war es? Niemand anders, als der eifersüchtige Graf. Er hatte sich verkleidet, und war durch einen bestochenen Bedienten in das Haus gekommen.

In dem Augenblick kam der Oberste aus seiner Trinkgesellschaft zurück. Der Graf hörte seine Stimme, und suchte sich zu retten. Er fängt an zu laufen, stößt an die verlöschte Laterne, und zerbricht sie. Das Geräusch ruft Leute herbei. Diebe! Diebe! tönt es von allen Seiten. Der Oberste erreicht den Grafen, und gibt ihm[33] Stockschläge. Athemlos springt dieser die Treppe herunter, und flüchtet sich durch du offene Thüre.

Indessen verbreitete sich der Lärm im ganzen Hause; alles eilte, die Diebe aufzusuchen. Die Oberstin ist in Todesangst. Man hat ihn im Corridor gesehen; er war aus ihrem Cabinet gekommen. Gütiger Himmel, er ist verloren! Der Oberste kam zu ihr. Triumphirend erzählte er ihr, wie er den Dieb gezüchtigt habe, und sie glaubte in Ohnmacht zu fallen. Eine schreckliche Nacht! der Unfall ihres Geliebten, der Verlust des gehofften Vergnügens, alles ängstigte, alles schmerzte sie.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 33-34.
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