Viertes Kapitel.

Der Ball.

[9] Der Graf hatte einen Ball veranstaltet; die Ursache ist leicht zu errathen. – Jetzt ersehen Sie Ihre Zeit, lieber Solting! sagte er ihm leise in's Ohr, als dieser die Gräfin aufzog, und verfolgte sie mit den Augen.

Der Baron tanzte, aber die Gräfin schien kälter als Eis. Was hätte er wagen sollen? Der Tanz war zu Ende, er machte ihr eine Verbeugung und entfernte sich.

Nun sagte der Graf, und kam eilig auf ihn zu, haben Sie einen guten Anfang gemacht?

Der Baron: Noch nicht!

Der Graf: Noch nicht? Eh mon Dieu! Sie sind ja so blöde, c'est un pitié!

[9] Der Baron: Aber wenn man auch zur Liebe commandirt wird! Und überdem –

Der Graf: Was überdem, lieber Solting?

Der Baron: Ihre Frau zeigt auch nicht eine Breche.

Der Graf: Si fait! Si fait, mein charmanter Freund! Sie müssen ihr nur ein wenig auf den Leib rücken.

Der Baron: Aber sie stößt mich ja zurück wie ein Zitteraal!

Der Graf: N'importe! Das ist nur für den Anfang.

Der Baron: Aber sie will mich ja nicht einmal ansehen!

Der Graf: Desto schlimmer! Ich wette sie ist schon bezaubert von Ihnen.

Der Baron: Der Henker auch! Sie machte eine Miene, als wenn sie von Alabaster wäre.

Der Graf: Das ist blos zum Schein, mein lieber Solting! Probiren Sie's nur einmal unter vier Augen.

Der Baron: Ich will noch eine Angloise mit ihr tanzen, und dann!

Der Graf: Wissen Sie was? Temporisiren Sie heute; morgen machen Sie ihr Visite, und dann – Ich gebe Ihnen carte blanche! – Machen Sie, was Sie wollen. – Ich mache[10] Sie zu meinem Repräsentanten, nur behalte ich mir die Souveraineté vor.

Der Baron: Aber lieber Graf! Zuweilen –

Der Graf: Sein Sie unbesorgt, lieber Solting! Ueber die Possen bin ich hinaus. Sie wissen, wo Ihr Terrain aufhört! Verstehen Sie mich? – Uebrigens brauchen Sie sich nicht im Mindesten zu geniren.

Sie trennten sich. Der Graf gieng seinen Geschäften nach, und Solting tanzte fast unaufhörlich mit der Gräfin. Er bot alles auf, um zu gefallen, aber sie schien völlig unempfindlich zu bleiben.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 9-11.
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