Siebentes Kapitel.

Der Rapport.

[15] Allerliebst! – sagte Solting, indem er die Treppe herunter ging und seine Maske ablegte. Sie könnte mir keinen größern Gefallen thun! – Er hatte nämlich die Oberstin schon lange im Stillen geliebt, ohne es ihr entdecken zu können. In dem Augenblicke kam ihm der Graf entgegen.

[15] Der Graf: Nun, haben Sie eine Approche gemacht?

Der Baron: Ich habe es wenigstens versucht.

Der Graf: Und was sagte sie? – Was sie alle sagen! Nicht wahr?

Der Baron: Richtig! Sie schien anfangs beleidigt zu sein.

Der Graf: Das mußte sie auch!

Der Baron: Aber nachher ließ sie sich's gefallen.

Der Graf: Wie ich Ihnen gesagt habe. – Wer recht sicher bei den Weibern gehen will, muß nur immer das Gegentheil von ihren Reden thun. – Verlassen Sie sich darauf! Probatum est!

Der Baron: Ich sehe schon, Sie müssen mich leiten, lieber Graf! Und überdem kennen Sie den Terrain.

Der Graf: Parfaitement! Sehen Sie, ich will Ihnen die carte du pays in zwei Worten geben: Eitelkeit und Eitelkeit. – Und wenn ihnen ein kleiner häßlicher Zwerg eine Liebeserklärung thäte, sie sähen ihn mit freundlichen Augen an.

Der Baron: Ich bin immer noch ein wenig zu blöde.

[16] Der Graf: Das müssen Sie nicht! Diese timitidée ist den Weibern ein Greuel. Bescheiden Worten, kühn in Thaten – Voilà le mystère! – Aber versteht sich! –

Der Baron: Ja, ja, ich verstehe!

Der Graf: Der point d'attruction! – Da verlasse ich mich ganz auf Sie.

Der Baron: Wie auf sich selbst!

Der Graf: Thun Sie, als ob Sie die Citadelle stürmen wollten, aber machen Sie blos einen blinden Angriff.

Der Baron: Aber lieber Graf, wenn der Feind nun selbst kapituliren will?

Der Graf: So rapportiren Sie, und ich will abschließen.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 15-17.
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