Zwölftes Capitel.

Du kannst besser dazu!

[159] »Ih guten Abend!« – sagte sie freundlich, denn ich war hingegangen – »Sie wollen mir wohl ihr Füchschen zeigen, das Sie für die Nachricht bekommen haben?« –

»Ein Füchschen nicht!« – gab ich zur Antwort – »aber ich habe sonst gutes Silbergeld!« –

»Es ist alles rund!« – sagte sie lustig – »Nun so setzen Sie sich, mein schöner Herr!« – indem sie mich sanft auf ein Kanape drückte. Sie ging hinaus. Ich fand ihr Zimmerchen sehr nett aufgeputzt; besonders[160] gefielen wir einige Kupferstiche, ob sie mir gleich das Blut in die Wangen jagten.

»Wo haben Sie denn die artigen Bilder her?« – indeß sie wieder mit einer Flasche Wein und einem Teller Gebackenen hineinkam.

»Gefallen sie Ihnen denn? – Ach ich habe noch gar andere!« –

»Wo denn?« – fragte ich etwas beschämt.

»Warten Sie nur, Sie sollen sie schon zu sehen kriegen« – indem sie sich zu mir setzte, und das Tischchen näher schob.

»Nun, der gnädige Herr soll leben!« – wobey sie mir ein volles Glas einschenkte.

»Ja das soll er! – und hier schickt er Ihnen auch etwas!« – Ich zog den Speciesthaler heraus, und legte ihn auf ihr Glas.

»Der allerliebste scharmante Herr!« – indem sie mich umarmte – »Ich möchte[161] ihn den Augenblick küssen – sehn Sie. – Du lieber Junge!« – fuhr sie fort – »da! da! da!« – und ihre Küsse verdoppelten sich. – »Ich wüßte nicht, was ich für dich thäte! Du bist gar zu hübsch!« –

Es fing mir an, allmählich warm zu werden. – »Sie meynts doch gar zu gut« – dachte ich. – »Nun so erzählen Sie mir doch etwas Hübsches« – sagte ich. – »Aber du trinkst ja gar nicht, Engelchen?« – indem sie ein großes Glas ausleerte. – »Daß dich!« – fuhr sie fort – »da ist's mir herein gelaufen!« – Sie nahm ihr Halstuch ab, und that, als ob sie sich abwischte. – »Hilf mir doch ein bischen, Herzensjunge! du kannst besser dazu!«

Ich nahm das Tuch, und fing an abzuwischen. – »Ach!« – sagte sie schmachtend – »Nimm lieber deine Händchen, die sind[162] so warm und so weich!« – Indessen griff sie nach dem Lichte, und putzte es glücklich aus.

Quelle:
Christian Althing: Hannchens Hin- und Herzüge nebst der Geschichte dreyer Hochzeitsnächte. Leipzig 21807, S. 159-163.
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