Sechzehntes Capitel.

Ey!

[40] Unter diesen Gesprächen kamen wir beym schönsten Mondenscheine im Dorfe an, wo wir über Nacht bleiben wollten. Die gnädige Frau war so vergnügt, ihren Kater wieder zu haben, daß wir ihr's noch einmal erzählen mußten.

»Du bist ja ein rechter gescheuter Bursche, Gustel!« – sagte sie – »Hm! Hm!« – »So einen sollten der gnädige Junker um sich[40] haben? Nicht wahr, Ihro Gnaden?« – sagte Lorchen, und winkte mir mit den Augen.

»Das geht gut!« – dachte ich, aber die gnädige Frau antwortete nichts, als – »Hm! Hm!« – und streichelte den Kater. Meine Hoffnungen schienen auf einmal vernichtet zu seyn.

Ich hatte Andres hinauftragen geholfen, und wollte nun herunter gehen; die gnädige Frau sprach aber mit Lorchen heimlich. – »Gustel!« – sagte sie endlich – »du kannst mit dem Andres essen!« – Ich lief hinzu, küßte ihr die Hand und Lorchen knipp mich von hinten in den Arm. – »Ey!« – dachte ich – »das ist ein gutes Zeichen!« – und war mit einem Sprunge zur Treppe hinunter.

Andres ließ nicht lange auf sich warten. – »Nu soll's an ein Schnabeliren gehn« – sagte er – »Heda, Herr Wirth! Was giebts zu essen?« – »Zwanzig Gerichte und vierzig[41] Flaschen Wein.« – Indessen blieb es bey Wurst und Salat und ein halb Dutzend Krügen Bier. Ich fand mich vortrefflich in diese Arbeit, und Andres wurde mein spezieller Freund.

Endlich wurde es Zeit, zu Bette zu gehen. Ich dachte auf der Streu zu schlafen, aber es kam anders. – »Nun Herr Bruder!« – sagte Andres – »Nun wollen wir auch schlafen, daß es eine Freude seyn soll.« –

»Wo denn?« – fragte ich. –

»Wo denn? In meinem Bette! Komm du nur, 's ist zweymännisch, wir wollen uns schon vertragen.« – Ich wurde feuerroth. – »Nun das wird schön werden« – dachte ich.

Quelle:
Christian Althing: Hannchens Hin- und Herzüge nebst der Geschichte dreyer Hochzeitsnächte. Leipzig 21807, S. 40-42.
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