Sechszehntes Capitel.

Vorbereitung.

[243] Er kleidete sich an, und ich besorgte das Frühstück. Nach sieben Uhr kamen die Sekundanten. – »Was macht deine Schwester?« – sagte er zu dem Bruder des Fräuleins. – »Sie schläft noch, lieber N– Wir sprachen noch gestern Abends von dir.« –

»Aber du hast doch nichts gesagt?«

»Keine Sylbe, ob sie sich gleich wunderte, daß du außengeblieben warest.«

»Himmlisches Geschöpf!« – indem er ihr Bild mit Entzücken küßte.[243]

»Hast du deine Einrichtungen gemacht?«

»Alles! Alles!«

»Wenn du Geld brauchst, zwanzig Louisd'or stehn zu deinen Diensten.«

»Ich acceptire, im Fall ich flüchten muß.«

»Ich hoffe und wünsche es, so leid es mir thun sollte, aber es ist die beste Partie.«

»Er wird sich wohl ein halbes Ries Papier vorbinden« – sagte der andere.

»Er hat noch gestern Abends Kork holen lassen; sein eigner Bedienter hat's erzählt.«

»Und mag er einen Panzer anziehen!« – sagte der Junker – »Mein Degen ist scharf, und« –

»Dein Arm geübt!« – fiel der Bruder des Fräuleins ein.

Sie frühstückten. – »Herr Bruder, wenn ich bleibe,« – sagte der Junker – »so nimm dich dieses armen Burschens an!« – indem er auf mich wieß – »Deine Schwester![244] – Ich habe ihr auf den Fall diesen Brief« –

»Ach Possen! Possen! Wir werden ihn nicht nöthig haben. Ich wette, du legirst den Schuft beym ersten Gange, und dann gieb ihm einen Nasenstüber, und laß ihn laufen!« –

»Mit dem andern wollen wir schon fertig werden!« – setzte der zweyte hinzu. – »Besonders mit dem Herrn Kammerjunker B. – Es ist mein Freund von Alters her, und ich bin entzückt, ihm mein Attachement zu bezeigen! – Unausstehliche Prise!« –

»Und le petit importent Monsieur de **« – fuhr der Bruder des Fräuleins fort – »Er hat's schon lange bey mir gut; aber heute werden wir unsere Rechnung saldiren.«

Der Junker sprach wenig, aber er war ernst und ruhig. – »Jetzt wird's Zeit seyn!« – indem er auf die Uhr sah – »Es ist halb[245] vorbey! – Den Chirurgus habt ihr bestellt? – So wollen wir!«

Sie fuhren fort. – Heinrich und ich, wir ritten nach; aber ich glaubte jeden Augenblick vom Pferde zu sinken.

Quelle:
Christian Althing: Hannchens Hin- und Herzüge nebst der Geschichte dreyer Hochzeitsnächte. Leipzig 21807, S. 243-246.
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