[71] »Heute müssen wir uns baden!« – sagte der Junker – »'s ist gar zu warm!« –
»Baden?« – dachte ich – »Nun das wird schön ablaufen!« – Ich war so erschrocken, daß ich nichts antworten konnte.
»Meinst du nicht auch, Gustel?« – fuhr er fort – »du hast dich wohl gar noch nicht gebadet?« –
»Nein, in meinem Leben noch nicht – denn ich furchte mich gar zu sehr vor dem Ertrinken,«
»Ach, dummes Zeug! Ertrinken? Wer wird's denn so dumm anfangen?« –[72]
»Ja man weiß doch nicht? – Ich habe doch gesehen« –
»Nun in unsrer Regenpfütze gewiß nicht. Das Wasser geht dir ja nur bis an den Leib, wie willst du denn ertrinken?« –
Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte wohl Lust, das Abentheuer zu bestehen, wenn ich nur hätte Hosen und Hemde anbehalten können.
»Du sollst einmal sehen!« – fuhr er fort – »Wie das scharmant ist, so im Wasser zu klabastern!« –
»Ja! es wird aber sehr kalt seyn.« –
»Kalt? – Ich dachte was mich bisse – 's ist lau wie Milch.« –
»Aber das erstemal?« – Ich möchte doch wohl Hosen und Hemde anbehalten!
»Mit Hosen und Hemde? Bist du närrisch, Gustel? die sind ja den Augenblick zum[73] Teufel! Und was wird's denn zu kalt seyn! 's ist ja wahrhaftig eine Hitze!« –
»Ja! aber!« –
»Du mußt nur Courage haben.« – Als ich's erstemal ins Wasser kam, in der Pension – Da zogen sie mich splitterfasennackt aus, und denn kamen ihrer zwey, und tauchten mich unter, wie einen Entricht. – Das war was anders, das zog an! – Ich dachte, ich sollte aus der Haut fahren. – »Nein! Nein Gustel! Ohne Umstände! – Um sieben Uhr gehen wir!« –
»Dasmal bist du verloren!« – dachte ich – und dennoch war meine Neugierde fast eben so groß, als meine Aengstlichkeit. Ich wußte nicht, was ich anfangen sollte, und freute mich dennoch über meine Verlegenheit. – »Mit Gewalt kann er dich doch nicht zwingen!« – sagte ich endlich, und so ging ich beherzt mit ihm fort.