15. [O ja, wir sind Phantasten]

[96] O ja, wir sind Phantasten,

Narren und Schwärmer

und kindertörichte Toren ...

ihr habt recht!

wir sind es! ...

unsern Träumen nachzuhängen

und unsere Kraft an Dinge zu vertrödeln,

so wert- und zwecklos!

ihr habt recht! ...

anstatt praktisch zu sein

und Geld zu verdienen!

oder ... wenn schon:

Bücher zu schreiben,

wie der Verleger will,

und wie sie gekauft werden ...

ihr habt recht:

es ist Narrheit,

sich seine Jugend derart zu verquälen

und freiwillig

als Bettler sich durch's Leben zu schlagen,

und in den besten Jahren dann[97]

gebrochen und müde zu sein,

erschöpft und leer!

und ... gebrochen ... wodurch?

und ... müde ... wovon? ...

von nichts!! ...

und mit verflackerndem Auge

zurückzusehn

und sich sagen zu müssen,

daß alles Mühn und alles Ringen,

daß aller Kampf ... umsonst war!

und nicht bloß umsonst,

daß es lächerlich war:

törichter Träume wegen

sein bestes Leben lang sich

von der Gnade anderer abhängig zu machen

anstatt ... anstatt ...


anstatt ...


und doch ... und doch:

nur Starke können solche Narren sein!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 96-98.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens
Aus Den Lehr- Und Wanderjahren Des Lebens (Paperback)(German) - Common
Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens