Im Gefängnis

[133] Der Himmel, drüben über dem Dach,

in tiefblauem Schweigen,

ein Baum, drüben über dem Dach,

mit wiegenden Zweigen.


In dem Himmel, den man sieht,

klingts wie von Glocken,

ein Vogel auf dem Baum, den man sieht,

singt sein Frohlocken.


Mein Gott, mein Gott, so friedlich und schön ...

das dort ist Leben!

in der Stadt drüben dieses frohe Getön

und Summen und Weben! ...


Und du, der du hier weinst,

durchs Gitter lugend,

was hast du gemacht, sag, der du hier weinst,

mit deiner Jugend!?

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 133-134.
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