Und nehmt ihr's übel ..

[116] Und nehmt ihr's übel, nehmt es übel!

in Gottes Namen, reißt es zum Riß!

ich kann und ... will auch nicht! Gewiß,

ich will auch nicht! ...

Die zwei, drei Stunden,

die mir als letzten, müden Rest

des Tages Arbeit übrig läßt,

ich will sie nicht so zwecklos vergeuden

mit hohlem Gerede und mit Leuten,

für die ich genau so viel und so wenig

als sie für mich ...

mit denen ich sitze und Braten esse,

und die ich nach eilig steifem Adieu

vor der Haustür unten wieder vergesse

und all mein Lebtag nicht wiederseh.


Die zwei, drei Stunden am späten Abend[117]

sie sind das einzige, was ich habe,

sie sind mein Lohn und sind mein Leben

und kosten mich denn doch zu viel,

um sie so planlos zu verläppern

für andere zu bloßem Spiel!


Und wenn ich auch nichts weiter tue,

als daß ich mich in aller Ruhe

zu Haus einmal aufs Sofa strecke

und über alten Plänen hecke

und ein paar Verse reime ...

oder träume ...

wie man so träumt,

wenn man vom Leben

ein bißchen mehr will, als bloß eben

...leben!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 116-118.
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