Sonn'entgegen!

[57] Singweise: Strömt herbei ihr Völkerscharen


Nicht der Pflicht nur zu genügen,

was sie fordert und verlangt,

nicht der Stunde nur zu leben,

was sie nimmt und was sie dankt ...

einem stolzeren Wollen gelte

unseres Tages Ziel und Lauf:

über Sturm und über Wolken

Sonn'entgegen trag's uns auf!


Sonn'entgegen aus des Alltags

nebeldumpfem Sorgenspuk

mit dem Siegtrotz froher Jugend

über Not und Last und Druck ...

und wenn andere töricht finden,

was sie uns so ›träumen‹ sehn,

unsere Losung sei und bleibe:

nie im Alltag aufzugehn!
[57]

Gib dem Menschen, was des Menschen,

doch laß Gott, was Gott gehört:

nicht dem Kampf nur um dein Morgen

auch dir selbst sei etwas wert!

Auch dir selbst, Freund, und der Jugend,

die so stolz die Stirn uns schirmt

und auf Feuerflügeln jauchzend

unsere Seelen aufwärts stürmt.


Und noch heut, so lang uns frohe

Zuversicht noch führt zum Sieg,

laßt entscheiden uns und wählen:

mit wem Frieden, mit wem Krieg!

Freunde, Männer laßt uns werden,

die da stolz im Kampfe stehn,

treu und furchtlos, festverschworen:

nie im Alltag aufzugehn!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 57-58.
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