19. [Bleib fest und wisse]

[162] Bleib fest und wisse, was du willst

und wie du dich zu dir erfüllst,

und laß dich töricht machen nicht

durch törichtes Gerede,

und laß dich von den Liedern,

die sie draußen singen,

ablocken nicht von deinem Weg ...

sei stolz und glaube an dich selber

und bleib dir treu!


Es führen alle Wege wohl zur Kunst,

es führen alle Wege wohl zu Freiheit,

denn Kunst soll Freiheit sein

und Freiheit geben ...

Ziele, über dich selbst hinaus,

Kraft, dich über den Wandel der Tage,

über der Dinge kleinliche Klage[163]

trotz- und siegfroh emporzuheben,

dich und die, für die du aufwärts ringst!


Es führen alle Wege so zur Kunst,

doch immer mitten nur durchs Leben,

durch Kampf und Schmerz,

und nicht abseits verlorene Felder entlang,

und immer mitten nur durchs eigene Herz!


Für jeden freilich immer nur der eine,

den er in dunkler Knabensehnsucht fand

und den er weiterschreitend durch die Jahre

in stetem Reifen und in stetem Mühn

mit immer freier- und lichterem Glühn

von Höh zu Höhe sich gebahnt.

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 162-164.
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