3. Sonnenkraft

[140] Und immer wieder sinkt der Winter

und immer wieder wird es Frühling

und immer immer wieder stehst du

und freust dich an dem ersten Grün,

und wenn die kleinen Veilchen blühn,

und immer wieder ist es schön

und macht es jung und macht es froh,

und ob du's tausendmal gesehn:

wenn hoch in lauen blauen Lüften

die ersten Schwalben lustig zwitschern ...

immer wieder ... jedes Jahr ...

sag, ist das nicht wunderbar?!


Diese stille Kraft der Seele:

immer neu sich aufzuringen

aus dem Banne trüber Winter,[141]

aus dem Schatten grauer Nächte,

aus der Tiefe in die Höhe ...

sag, ist das nicht wunderbar?!

diese stille Kraft der Seele,

immer wieder

sich zur Sonne zu befrein,

immer wieder stolz zu werden,

immer wieder froh zu sein?!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 140-142.
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