Aus der Ferne

[45] Es ist, als suche etwas nach mir ...

irgend woher ... aus der Ferne ...

ich fühl's ...

und über einem See drüben sucht es ... weit weg ... zwischen jungen wehenden Birken, die vor einer Rotdornhecke stehen,

und in schneeblumenweißem Kleide geht es

über grüne Wiesen mit nickenden Halmen

und immer hastiger und hastiger

hang- und hügelauf durch rotes Heidekraut und über Steingeröll, immer höher, über Klippen und Grate, und steht und ruft meinen Namen ins Tal und in die Wolken ...

Wer bist du? was willst du?!


Und plötzlich tritt es in mein Zimmer, immer in schneeblumenweißem Kleide, und starrt nach[46] dem Platz, auf dem ich sitze ...

mit weitoffenen Augen ... doch wie ins Leere! oder ... als ob ein anderer da säße, den es nicht kenne ...

und geht durchs Nebenzimmer und setzt sich auf die Treppe draußen und weint und schluchzt ...

Was willst du? wer bist du?

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Und plötzlich wird es wieder totenstill und ich höre nur ein fernes Wehen, als brauten Nebel über einer Wiese.

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 45-47.
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