Das sind so Tage ...

[50] Das sind so Tage ...

wie ein fremder Zwang liegt es auf deiner Seele und nimmt ihr die Kraft und nimmt ihr die Ruhe und läßt nicht los ...

und läßt nicht los.


Es ist wie ein Totensonntag über dir und wie das Rauschen schwerer, schwarzer Flügel und dann ganz leise wieder wie die Seufzer einer Herbstnacht ...

als gräme irgendwo ein Mensch sich, den du kennst, in namenloser Angst und Qual und riefe dir ... du weißt nicht, wer? du weißt nicht, wo? ... es ist nur wie ein ungeheurer Jammer um dich her ...

und du springst auf,[51]

als könntest du suchen ...

doch überall steht es wie graue Dämmerung dir entgegen

und immer, immer siehst du nur: ein frierend Kind an deinem Weg und ... rot-geweinte Augen und feine blasse Hände flehen zu dir auf: Hilf mir! komm! ich bin die Sonne, bin die Freude! ich bin das Beste, das du hast! hilf mir! ich bin ... ich bin ...


und dann erstickt es wieder ... im Rauschen schwerer, schwarzer Flügel und dumpf wie Totensonntag bleibt es über dir.

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 50-52.
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