Die Jugend

[52] Das hat den Bann gelöst endlich, dies helle Lachen ...

den Bann,

der wie ein grauer Regentag ob meinem Sommer hing, der wie ein Hilferuf aus fernen Tälern in das Lied klang, das ich singen wollte, und meiner Freude ihre Kraft nahm, sich zu Frucht zu reifen ...


Noch hör ichs durch den stillen Eichwald klingen ...

so hell und silbern,

wie wenn Neck-Elfen einen Wanderer abgelockt durch Tann und Unterholz auf ihre Wiese und im Gesträuch verrinnend ihn verlachen, wie er dasteht und mit verdutzten Händen in die leere Luft greift ...
[53]

Nun hör ich so dein Lachen, hell und silbern, den stillen Weg entlang, und seh dein Rosakleid hinleuchten durch die Bäume ...

Ich will dir nach ... und will dich halten ... bleib doch! bleib! ... und steh vor einem Busch glutroter Rosen ...

und plötzlich fällt's wie dunkle Träume von mir ab ... und

über meine Lippen klingt mit hellem Jubel das Lied, nach dem ich suchte ...

das selige Lied der Freude!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 52-54.
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