Es war so schön ...

[35] Es war so schön, und nun umzieht sichs wieder, mit grauen bleiernen Regenwolken, eh du noch Zeit gefunden, dich zu freuen

und das bißchen Sonne ist wieder weg

und mit ihm gleich der ganze frohe Trug der Dinge ...


Und dann und wann ... ein bißchen Sonne, ein goldener Tag mit blauem Himmel und weißen Wiesenblumen und einem Liedchen, tief im grünen Grund,

ist alles,

was du am Ende hast von deinem Leben!


Da aber kommt sie doch wieder aus ihren Wolken ... ein halb Stündchen vorm Nachtwerden ...[35] als ob sie doch den Tag nicht gehen lassen wolle, ohne einen Kuß auf seine sehnsuchtstillen Augen ...

ein halbes Stündchen vielleicht ... und dennoch lang genug und schön genug: des ganzen grauen Tags Unfreude und all die Torheit seines Mißmuts wieder vergessen zu machen!


Wie hab ich dich lieb, Sonne!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 35-36.
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