So still und ruhig ...

[48] So still und ruhig, so erfüllten Wunsches froh gingen auch wir einst durch die lauten Straßen, langsam, Arm in Arm, und plaudernd, wie man so plaudert, wenn man Sommerabends durch die Straßen schlendert ... ein bißchen aus den Häusern rauszukommen und die Sonne untergehen zu sehen,

draußen, über der Heide, braun und rot ...

es ist so schön, die Sonne untergehn zu sehn und Hand in Hand so, eines stillen Glückes ruhig, im schattenlosen, weichen Licht der Dämmerung zu stehen.


Und nun ist alles, wie vor jenem Sommer:

in Hast und Unruh hetz ich durch den Tag und suche mich in Arbeit zu vergessen und nenne es: Sieg! ... und nenn es Knabentorheit: seine[49] Zeit an solche Stimmungen und Liebesträume zu vertrödeln!


Und dennoch, wenn ich auf den Straßen dann und wann Zwei gehen sehe, unbekümmert um den Lärm rings plaudernd und so still und ruhig, wie auch wir einst gingen ...

da packt es mich und wie ein Bettler folg ich ihnen, irgend ein paar Worte zu erhorchen, und wie ein Dieb, von ihrem stillen Glück mir was zu stehlen.

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 48-50.
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